Unter den Partnerbetrieben Naturschutz befinden sich inzwischen zahlreiche Weinbaubetriebe. Besonders in den Bewerbungsverfahren im Jahr 2014 und 2017 hat das Interesse der Winzer an dem Beratungskonzept Partnerbetrieb Naturschutz stark zugenommen. Häufig werden mit den Winzern Naturschutzmaßnahmen auf der Hoffläche vereinbart. Aber auch in der freien Feldflur und in den Weinbergen ergeben sich im Sinne des Naturschutzes zahlreiche Möglichkeiten, die Artenvielfalt zu erhalten und zu fördern.

Naturschutzmaßnahmen in der Hoffläche
Im Folgenden werden Naturschutzmaßnahmen vorgestellt, die unsere Weinbau-Partnerbetriebe in der Hoffläche umgesetzt haben:

  • Bereitstellen von Nistkästen für zahlreiche Vogelarten wie Eulen und Behausungen für Fledermäuse,
  • Anlegen von Stein- und Totholzhaufen,
  • Fassadenbegrünungen,
  • Bau einer Pflanzenkläranlage mit geschlossenem Wasserkreislauf und Verdunstungsteich.
    Eulenkästen auf der Hoffläche des Bio-Weinguts Susanne und Klaus Rummel in Landau-Nußdorf
    Fledermauskästen an der Halle des Bio-Weinguts Susanne und Klaus Rummel in Landau-Nußdorf
    Totholzhaufen aus Rebholz auf der Hoffläche des Weingutes Andreas Müller in Frankweiler

Naturschutzmaßnahmen in der freien Feldflur

Regionale Entwicklungsziele des Naturschutzes im Hinblick auf die nachhaltige Nutzung der Landschaft sind die weitere Umsetzung von Maßnahmen zur Förderung der Artenvielfalt in unserer Kulturlandschaft wie:

  • Anbringen von Insektenhotels in der Weinbergsgemarkung bzw. an den Endstickeln der Rebanlage,
  • Anlegen von Steinhaufen, Totholzhaufen und Lebenstürmen,
  • Belassen von Totholz in der Feldflur,
  • Pflegen und Errichten von Trockenmauern
  • Anlegen und Pflegen von Streuobstwiesen
  • Anlegen von Gebüsch- und Saumbiotopen,
  • Pflanzung von Solitärbaumen wie Walnussbäumen.

Selbstgebaute Insektenhotels an den Endstickeln einer Rebanlage

Totholzhaufen in der Feldflur von Walsheim
Lebensturm in einer Streuobstwiese von Landau-Mörzheim
Belassen von Totholz auf einem Grundstück in Römerberg; hier wird eine alte Streuobstwiese erhalten bzw. wieder neu angelegt

Sanierung und Pflege einer Trockenmauer in Weyher
Bienenwabe in einer Trockenmauer
Anlage einer Streuobstwiese
Baumpflanzung mit Nistkästen zwischen Rebanlagen und einem Wirtschaftsweg

Maßnahmen zum Erhalt und zur Förderung der Biodiversität in und um Weinberge

Teilzeit- und Dauerbegrünung

Das Bewusstsein über die Notwendigkeit gesunder Böden zur Erhaltung und Förderung der Biodiversität sowie zur Produktion von qualitativ hochwertigen Weinen in der weinbaulich geprägten Kulturlandschaft rücken in den letzten Jahren erfreulicherweise immer mehr in den Fokus. Ziel ist deshalb, das Bodenpflegesystem so zu gestalten, dass durch eine extensive Bodenbearbeitung sowie artenreiche Teilzeit- und Dauerbegrünungen ein lockereres Bodengefüge mit einer intakten, vielfältigen Bodenflora und -fauna entsteht und somit die Bodenfruchtbarkeit langfristig erhalten und verbessert wird. Zudem stabilisiert ein vielfältiger Begrünungsaufwuchs das ökologische Gleichgewicht in der Dauerkultur und steigert die Artenvielfalt in und zwischen den landwirtschaftlich genutzten Bereichen. Diese Ziele werden im Einzelnen erreicht durch:

  • Etablierung von artenreichen Herbst-/Winterbegrünungen und Dauerbegrünungen in den Weinbergen sowie auf dem Vorgewende und auf Randstreifen zwischen Rebanlagen und Wirtschaftswegen
  • Verwendung von standortangepassten Saatgutmischungen wie Regiosaatgut mit der Zertifizierung „RegioZert“ (www.saaten-zeller.de/regiozert)
  • Erhalt und Förderung der am Standort natürlich vorkommenden Wildflora, indem nur jede zweite Gasse mit einer Begrünungsmischung eingesät wird, damit sich in den anderen Gassen die natürliche Standortflora entfalten kann.
  • Standorttypische Weinbergsgeophyten (= Zwiebelgewächse) wie Weinbergstulpe, Doldiger Milchstern und Weinbergs-Traubenhyazinthe benötigen lockere, humose Boden. Zur Vermeidung von Bodenverdichtungen bietet sich beispielsweise an, alle zwei Jahre die Gasse mit der Einsaat und die Gasse mit Spontanflora zu wechseln sowie Überfahrten und intensive Bodenbearbeitung auf ein Minimum zu reduzieren.
  • Anlegen einer „Endzeilenbepflanzung“ (= Bereiche vor dem Endstickel) mit Lavendel, Rosen, Artischocken, Wermut, Lilien etc.,


artenreiche Herbst-/Wintergebrünung
artenreiche Dauerbegrünung
Begrünung auf dem Vorgewende
Begrünung zwischen Rebanlage und Wirtschaftsweg

standorttypische Weinbergsgeophyten (= Zwiebelgewächse) hier der Doldige Milchstern
Außergewöhnliches "Massenvorkommen" der Weinbergs-Traubenhyazinthe (Muscari neglectum) in einer Rebanlage in Leistadt

Da die meist für Dauerbegrünungen konzipierten Einsaaten (z. B. Wolff-Mischung, Rummel-Mischung, Dr. Hofmann Mischung) überwiegend aus krautigen Pflanzen bestehen, stellen sie besondere Anforderungen an die Pflegemaßnahmen. Ein- und mehrjährige Kräuter haben im Vergleich zu den Gräsern einen erhöhten Vegetationskegel (Sprossspitze mit Bildungsgewebe für Blätter und Seitensprosse), der durch das herkömmliche tiefe Mulchen mit Schnitthöhen von 5 bis 10 cm zu stark geschädigt wird. In der Folge können sich die krautigen Gemengepartner nicht mehr regenerieren und vermehren, so dass die anfänglich artenreiche Begrünung in kürzester Zeit von Gräsern dominiert wird, die aufgrund ihres bodennah liegenden Vegetationskegels das tiefe Einkürzen gut überstehen und dadurch im vegetativen Wachstum noch stark gefördert werden. Aus diesem Grund sollten artenreiche Begrünungsbestände gewalzt werden. Beim Walzen werden im Vergleich zum niedrigen Mulchen die Pflanzenstängel vorwiegend um- oder abgeknickt und nicht abgeschnitten, so dass die Sprossachsen nicht komplett zerstört oder von der Wurzel getrennt werden. Infolgedessen bleibt der Saftfluss erhalten, wodurch die Kräuter auch im niedergelegten Zustand weiterwachsen, aufblühen und damit die Samenbildung vollenden können. Das Aussamen sichert wiederum den Arterhalt im Folgejahr und damit den Artenreichtum in der Begrünung.

krautige Pflanzen nach dem Mulchen
Pflanzenstängel sind "nur" umgeknickt nach dem Walzen (links: Borretsch, rechts: Rummelmischung)
.